119 Erziehung und Bildung werden mit dem gleichen Hoffnungs prinzip eingesetzt dass da etwas strukturiert angelegt wird und dauerfähig Quellort fürs tätig kreative Leben bleibt Auf 1 000 Erziehungsratgeber kommt heute vielleicht ein Bodenratgeber Das ist so Früher hätten Sie den Bauern sehen können wie er andächtig den Blick zur Erde gewandt hinter dem Pflug gehend den Erdstrom beobachtete wie fällt der Boden Der Landmann kannte jeden Meter seines Feldes Vorne die Zugtiere Pferde oder Kühe in Süddeutschland Er ging hin ter dem Pflug spürte mit der Führung des Pfluges Wo ist es steinig wo senkt er sich tiefer ein wo ist der Boden dunkel wie fällt er Wenn wir heute zwei Meter über der Erdoberflä che auf dem Traktor sitzen haben wir diese Wahrnehmung von Boden so nicht mehr Immerhin kenne ich Bio Land wirte die auf jedem Ackerschlepper einen Spaten mitfüh ren und ihn auch vor jeder Bodenbearbeitungsmaßnahme zur Prüfung des Bodenzustandes zum Einsatz bringen Vermutlich ist mit der Entfernung zum Boden auch ein Stück Wertschätzung verloren gegangen Ja und mit dramatischen Folgen Täglich verlieren wir Bo den für die landwirtschaftliche und gärtnerische Erzeugung und es stört uns nicht Nur mal ein Beispiel Wir hatten di rekt nach dem Kriege weltweit noch etwa einen halben Hektar rund 5 000 Quadratmeter je Bewohner auf die ser Erde für die Erzeugung der Nahrungsmittel zur Ver fügung Wir erwarten dass wir im Jahr 2025 nur noch etwa ein Drittel davon zur Verfügung haben werden Und das liegt jetzt nicht nur daran dass wir mehr Menschen geworden sind Ja es sind mehr Menschen geworden völlig richtig da durch schmälert sich die für den Einzelnen verfügbare Fläche Aber wir haben eben auch reale Bodenverluste zu bekla gen Diese Bodenverluste sind in den einzelnen Kontinenten sehr unterschiedlich ausgeprägt Wir haben in Afrika dra matische Bodenverluste durch Versalzung Desertifikation und Erosion In Südamerika ist es vor allem die Erosion in Nord und Zentralamerika ebenfalls In Europa wird Bo den heute vor allem versiegelt und überbaut durch Stra ßen Parkplätze Supermärkte Gewerbegebiete usw Was muss man dagegen tun Wir müssen den derzeitigen Flächenverbrauch von etwa 80 Hektar in Deutschland gegen null führen und den Boden besser pflegen Flächenverbrauch muss in den Regionen kontingentiert werden ein Flächenverbrauchs handel eingeführt werden Dann kann ein hoher Flächen verbrauch im urbanen Hamburg mit Flächenkontingenten anderer Regionen beispielsweise aus dem Wes terwald ausgeglichen werden Das Kontingent aus dem ländlichen Raum geht an die Großstadt wo eine höhere bauliche Verdichtung stattfindet Verdichtung des Wohnbaus in der Stadt vermeidet Verbrauch von Flächen die für Land und Gartenbau nutzbar sind Durch die Übertragung von Flächenverbrauch ließen sich dann in den Westerwaldge meinden optimiert durch Abstimmung der Kommunen eben keine überflüssigen Gewerbegebiete ausweisen Das durch die Kontingentabgabe erlöste Geld ließe sich anderweitig dem Gemeinwohl nützend verwenden Lässt sich das politisch durchsetzen Bislang war das schwierig Boden war kein Thema auch nicht in der Politik Das Jahr des Bodens 2015 hat viel Aufmerksamkeit für dessen Gefährdungen geweckt Wir haben jetzt mehr allgemeines Bewusstsein für den Boden Man kann zum Gärtnern im städtischen Bereich dem Urban Gardening stehen wie man will aber es zeigt dass die Menschen allgemein einen Drang haben wie der mit Boden in Kontakt zu kommen ihn zu bearbeiten selbst zu produzieren Die Sehnsucht nach dem Umgang mit dem Boden drückt sich ja auch in den hohen Aufla gen einschlägiger Zeitungsformate quasi virtuell aus Die Leser wecken dadurch innere Bilder sehen sich in der Rolle derjenigen die einen Garten bewirtschaften holen sich im günstigsten Fall wirkliche Anregungen für das praktische Tun Es gibt subtile neue und alte Wege wieder zum Bo den zur Natur und zum Gartenbau zurückzukommen Humus ist die feinere Bildung im Boden Natur

Vorschau Nachhaltigkeitsbericht 2016 Seite 125
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